Siegmund Weniger

„Geboren wurde ich 1957 in Oberhausen, der ‚Wiege der Ruhrindustrie‘, erzählte Siegmund Weniger. Stolz und eine gewisse Wehmut klang aus den Worten des Abteilungsleiters Sportabzeichen bei der TSG Nordholz. 

Der Sohn eines Bergmanns – „wir sind eine alte Bergmannsfamilie“ – wuchs mit zwei älteren und einem jüngeren Bruder auf.

Während der Schulzeit, die Siggi (unter dieser Kurzform ist er allgemein besser bekannt) mit der Mittleren Reife abschloss, zeigten sich seine späteren sportlichen Ambitionen noch spärlich, er spielte Fußball bei Arminia Lirich, übte sich allerdings auch drei Jahre lang im Karatekampf. Die Lehre als Radio- und Fernsehtechniker beendete er 1977 erfolgreich mit der Gesellenprüfung. Was nun? Siggi diskutierte mit seinen Gesellenkollegen, wo man besser bezahlt wird. „Bei der Marine gab es damals 100 DM mehr, das war schon ein großer Anreiz. Also trat ich noch im selben Jahr dort ein“. Ein weiterer Grund, den Siggi etwas zögerlich, doch schmunzelnd bekannt gab war, dass seine heutige Ehefrau Angelika seinerzeit nichts „von ihm wissen wollte“. Die beiden hatten sich im Kegelklub kennengerlernt, „ich wollte gerne mit ihr anbändeln, doch Angelika war nicht interessiert. Na, dann nicht, dachte ich und meldete mich bei der Bundeswehr“. Wie es so geht im Leben, kurz bevor Siggi seinen Dienst antreten musste, fuhr der Kegelklub nach Frankreich. „Und in Paris, der Stadt der Liebe, zeigte sich, dass sie den Namen zu Recht trägt. Angelika und ich kamen uns näher und waren seitdem unzertrennlich. Schon ein Jahr später, im November 1978 heirateten wir“.

Die erste Berührung mit Norddeutschland erlebte Siggi bei seiner Grundausbildung in Drangstedt. Danach musste sich der junge Soldat entscheiden: Entweder eine Laufbahn auf See oder eine an Land beginnen. Siggi entschied sich für die Ausbildung zum Elektroniker bei der MOS (Marineoperationsschule) Bremerhaven. 1978 wurde er als Elektroniker zur Wartung der Flugzeuge am Boden zum MFG (Marinefliegergeschwader) 1 in Schleswig/Jagel versetzt. Nach zwei Jahren dann der Wechsel zum MFG 3 in Nordholz. 1983 bot sich ihm die Chance zu einer weiteren Ausbildung, weit weg von zu Hause. Er flog in die USA nach Texas in die Nähe von Dallas zur Geräteausbildung. Als zwei Jahre später seine Tochter Yvonne geboren wurde, war er längst wieder zu Hause in Nordholz. 

Inzwischen interessierte sich der jetzige Abteilungsleiter bei der TSG Nordholz auch wieder intensiver für den Sport. 1986 wurde er Übungsleiter- und Sportabzeichen-Prüfer bei der Bundeswehr und war dadurch Sportunteroffizier der Staffel. Gleichzeitig trat er in die TSG Nordholz ein, anfangs noch ganz „bescheiden“, er spielte bei den 3. Herren Fußball. Siggi kümmerte sich aber auch um die Jugend der katholischen Kirche Altenwalde. Als Leiter der Jugend nahm er während der Jugendfreizeit in Österreich und Dänemark dem mitreisenden Nachwuchs das Sportabzeichen ab.  

Sein beruflicher Werdegang nahm 1987 eine neue Wende. Die Ernennung zum elektronischen Mitflieger auf der „Brequet Atlantik“ brachte Siggi in viele ferne Länder. Knapp 6000 Flugstunden absolvierte er. Immer wieder erinnert die Brequet am Eingang des MFG 3 an die oft spannenden Zeiten über den Wolken. „Zahlreiche europäische Flugplätze sind wir angeflogen. Waren in Afrika, USA, Kanada. Außerdem war ich zweimal ein halbes Jahr in den USA als Verbindungspersonal für die Elektronik bei der Firma E-Systems in Greenville“. 

Langsam steigerte Siggi das Engagement für die TSG Nordholz. Neben den 3. Herren spielte er inzwischen auch bei den Alt Herren. Als die Trainerstelle der 3. Herren vakant war, übernahm sie Siggi von 1990 bis 1993. Gleichzeitig trat er der Altherren-Sportabteilung bei. Zu der Zeit war Rolf Seidel Übungsleiter. „Ursprünglich war die Abteilung gedacht, den Herren ein bisschen die Glieder zu verbiegen, Gymnastik wollten wir machen. Aber es blieb beim Fußball“, Siggi musste lachen. Und erzählte weiter, dass er durch seine Nachbarn zu dieser Gruppe gekommen war, die es heute hobbymäßig immer noch gibt. Damals gab es ja noch keine Kontaktverbote, so konnte Siggi frei davon erzählen, was für eine „tolle Truppe“ die Nachbarschaft war und noch ist. Nach dem Fußballspiel gibt es immer noch in der Umkleidekabine erst einmal ein Bierchen und anschließend laden die Beteiligten reihum zur Nachbesprechung nach Hause ein. 

Der Wunsch von Tochter Yvonne, das Sportabzeichen abzulegen, war der Beginn von Siggis zahlreichen sportlichen Ausbildungen. Denn er begleitete seine Tochter zum Sportplatz und trat noch am selben Tag der Sportabzeichen-Abteilung (Leitung Heinz Schicking) als Prüfer bei. Ein Jahr später fragte der Kreiskampfrichterwart Fritz Schröder bei der Abteilung an, ob die Prüfer nicht auch als Kampfrichter die Leichtathletikaustragungen unterstützen wollten. Als einziger Interessent meldete sich Siggi und legte im selben Jahr die Prüfung zum Kampfrichter Leichtathletik ab. Als hätte der heute Dreiundsechzigjährige nicht „genug um die Ohren“, spielt er seit 2010 in der Fußballgruppe der ehemaligen Soldaten, genannt „Mittwochs-Kicker“. Hier treffen sich alle Waffengattungen der Bundeswehr, denn es ist eine Zusammenkunft von Heer, Marine und Luftwaffe, die übrigens ebenfalls nach Trainingsende ein Bierchen nicht verschmähen. 

Im gleichen Jahr wurde Siggi, nachdem er sechs Jahre als Sachbearbeiter (Funksystem) im Marineamt Rostock gearbeitet hatte, in den Ruhestand versetzt.

Wir gehen noch einmal sieben Jahre zurück, 2003 übergab Erika Holländer die Leitung der Sportabzeichen-Abteilung an Klaus Mückler und Siggi. Die beiden Sportler traten die Leitung gemeinsam an, bis nach dem frühen Tod von Klaus, Siggi ab 2011 die alleinige Leitung übernahm und noch heute innehat. Das Erreichte in Ruhe ausüben - langweilig, Siggi wollte noch mehr lernen. Also folgte die nächst höhere Ausbildung der Kampfrichter, die zum Obmann und Starter. Da es nur zwei Starter im Kreis gibt, kann Siggi häufig die Läufer mit einem Pistolenschuss in Bewegung setzen. Oder als Obmann das Kampfgericht führen und den Kampfrichtern ihre Aufgaben bei den jeweiligen Wettbewerben zuweisen. Er entscheidet über Gültigkeit oder Ungültigkeit bei den jeweiligen technischen Wettbewerben durch Heben einer weißen oder einer roten Fahne. Diese und weitere Ausbildungen kommen nicht nur der TSG Nordholz zugute, sondern Siggis Kenntnisse und Befugnisse werden auch von anderen Vereinen gerne in Anspruch genommen. Dass alle Ausbildungen und die Ausübung des Gelernten ehrenamtlich erfolgen, versteht sich für Siggi von selbst. Wenn man, so wie Siggi, großen Wert am fairen Ablauf einer Leichtathletik-Veranstaltung legt, liegt es natürlich nahe, die Regeln, die man selber akzeptiert, an andere Kampfrichter weiterzugeben. Also leitet Siggi seit 2014 als Referent die Kampfrichterausbildung im Kreisleichtathletikverband (KLV) Cuxhaven. Im darauffolgenden Jahr vervollständigte Siggi sein Engagement und absolvierte erfolgreich eine Ausbildung zum Schiedsrichter und Geräteprüfer. Schon klar, irgendwie noch nicht genug Verpflichtungen, darum kam nach zwei weiteren Jahren noch die Leitung der Ausbildung für Sportabzeichen-Prüfer im Kreissportbund Cuxhaven dazu. Das Amt teilt er sich mit der KSB-Mitarbeiterin Elke Bonczyk. So viel Kenntnisse möchte man sich zunutze machen, kein Wunder also, dass Siggi zum Kreiskampfrichterwart im KLV Cuxhaven gewählt wurde. 

Weil er ja vielleicht als Ausbilder und Fußballer nicht genug Bewegung hat (soll ein Scherz sein), trat er der Gruppe „Fit über 50“ bei, unter Leitung von Eleonore Dehne-Seer. Genau wie bei allen Abteilungsleitern, Übungsleitern und Sportlern der TSG Nordholz, ruht jetzt bei Siggi jeder offizielle Kontakt mit den Mitgliedern. Das fehlt ihm sehr, er hat aber den Glauben daran, dass sich 2021 vieles normalisiert und er seine zahlreichen Ämter wieder ausüben kann, nicht aufgegeben.                                                                                                                                                                                Text und Foto: Elfie Seligmann-Krause