Mitarbeiter-Portrait 

Die ersten sechs Lebensjahre verbrachte Ursula Schmidt, geborene Meyer, bei Hannover. Dann zogen ihre Eltern mit ihr und den Geschwistern nach Berlin.

In Berlin geht man sechs Jahre zur Grundschule, bevor man die weiterführenden Schulen besuchen kann. „Eigentlich gibt es aus dieser Zeit nicht viel zu berichten“, erklärt Uschi. „Außer, dass ich faul war“. Diese spontane Ehrlichkeit brachte uns zum Lachen. Später, auf der Mittelschule sah es schon anders aus. Allerdings schwärmte Uschi da weniger von schulischen Leistungen, sondern erzählte mit wahrer Begeisterung von den Sommerferien, die sie im Olympia-Stadion verbrachte. „Du glaubst gar nicht, was wir für Spaß in dem Feriencamp hatten. Wir durften alle Geräte (unter Aufsicht) benutzten, mit denen sonst nur die Olympioniken antraten. Geschlafen haben wir in den „Katakomben“ unter dem Stadion und der Sport wurde nur zu den Mahlzeiten unterbrochen“. Die heute Vierundsiebzigjährige hatte ein verklärtes Gesicht, als sie in Erinnerungen schwelgte. Am besten gefiel Uschi die langen Schwimmbahnen und auf dem Sprungturm glänzte sie. Bewundernd schaute ich sie an, als sie erklärte, dass sie selbstverständlich einen „Köpper“ vom 10-Meterbrett gemacht hat. Und ihr Argument, warum lieber mit dem Kopf voraus, brachte mich total ins Grübeln: „Beim Steher kommst du zuerst mit den Füßen auf, das tut ganz schön weh!“. 

Das Wasser war ihr eigentliches Element, denn auch ihre Eltern waren gerne im Wasser und so hat Uschi früh schwimmen gelernt. Da war es nur folgerichtig, dass sie mit 10 Jahren in den Spandauer 04 Schwimmverein eintrat. Natürlich bewegte sie sich in dem kühlen Nass nicht nur einfach ein bisschen hin und her, sondern machte bei den Leistungsschwimmern mit. „Und Wasserball – da allerdings mehr schlecht als recht“, diesmal schmunzelt sie leicht verschämt. Mit fünfzehn Jahren entdeckte die „Wasserratte“ ihr Interesse am Rudern. Allerdings nicht sehr lange, denn als ihr Vater einmal zu ihr sagte: „Hör bloß mit dem Rudern auf, du siehst aus wie ein Kerl“, kam sie doch ins Grübeln. „Es stimmte ja auch, schon durch das Schwimmen hatte ich ein ziemlich breites Kreuz und Muskeln, jetzt wurden das alles noch verstärkt“. 

Nach der Mittleren Reife besuchte das junge Mädchen zwei Jahre die Hauswirtschaftsschule.  

Auch da war Uschis Antwort zum Schmunzeln: „Das beste war das gemeinsame Essen nach dem Kochen“. Es gab natürlich noch viele andere anspruchsvolle Fächer, darunter auch Englisch und Wirtschaftskunde. „Ich habe die Schule gerne besucht, aber eigentlich war es nur ein Übergang zur Lehre als Laborantin. Dafür musste ich 18 Jahre alt sein“. In der Lungenheilstätte Havelhöhe bekam sie das nötige Rüstzeug und bewährte sich so gut, dass sie nach bestandener Prüfung übernommen wurde. In dieser Zeit war Sport nur zweitrangig. Im Winter Schlittschuhlaufen, im Sommer Schwimmen und während jeder Jahreszeit Tanzen. Dafür wurden verschiedene Tanzlokale aufgesucht und ein Getränk musste da schon ein paar Stunden reichen. 

„Noch während der Lehre habe ich meinen späteren Ehemann Bernd Schmidt kennengelernt“.

Beim ersten Kennenlernen schockierte Uschi den jungen Mann mit ihrer ehrlichen (und deutlichen) Art. Aber nicht zu sehr, bald waren die beiden ein Paar und mit zwanzig Jahren heiratete sie Bernd. Mit der Einwilligung ihrer Mutter, das war damals noch notwendig.  

Aus persönlichen Gründen planten die Beiden Berlin zu verlassen, daher bewarb sich Bernd bei der Firma Lohmann in Cuxhaven. „Unsere Hochzeitsreise ging also nach Cuxhaven, wo Bernd eine Einführungswoche durchlief und ich die Stadt erkundete“. Die Aufenthalte im Norden häuften sich, untergekommen war man beim Bürgermeister Walter Carstens, der damals Fremdenzimmer anbot. 

Es dauerte nicht lange, bis die viele Fahrerei lästig wurde und das junge Ehepaar sich entschloss, ein Haus in Nordholz zu suchen. Im Feuerweg fanden sie es. Also konnte man auch bald an Nachwuchs denken. 1972 kam Tochter Marion zur Welt, zwei Jahre später Tochter Martina. Die beiden werden sich später als große Hilfe für ihre Mutter erweisen, denn sie unterstützen Uschis sportliche Aktivitäten sehr.

1977 trat die zweifache Mutter bei der TSG Nordholz ein und half Anne Tants beim Kinderturnen. Turnwartin Ellen Brüggebors teilte Uschi dann zu Dagmar Müllers Kindergruppe ein. „Das war ein tolles arbeiten mit Dagmar. Wir hatten Kinder im Alter von neun bis zwölf Jahren und außer Turnen unternahmen wir – wie die anderen Gruppen auch – viel mit den Kindern. Natürlich gehörten die Turnfeste dazu, wo gezeigt wurde, was man kann. Aber auch Lampion-Spaziergänge und zahlreiche Spiele gehörten zum „Unterricht“. Einmal im Jahr fuhr die Gruppe in die Jugendherberge nach Bederkesa und verbrachte ein spannendes Wochenende. Wieder kann sich Uschi das Lachen nicht verkneifen: „Einmal radelte ich mit 42 Kindern zum Schwimmen nach Oxstedt. Es dauerte nicht lange, da kam der Bademeister und forderte uns auf, nach Haus zu gehen. Na ja, leise waren wir nicht gerade und das Wasser kam ganz schön in Bewegung“. Als Dagmar die Kindergruppe abgab, teilte Uschi die Gruppe, aber, wie sie es ausdrückte: „Beide habe ich weiter bespaßt“.

„Nach einiger Zeit, ich war natürlich sehr engagiert im Verein, protestierte mein Mann“. Er stellte sie vor die Wahl: „Entweder mache ich auch etwas oder du hörst auf“. Zum Glück hat er dann Interesse am Vereinsvorsitzenden gehabt und den Job 10,5 Jahre ausgeübt. Im September 1985 erschien die von Bernd initiierte Vereinszeitschrift „TSG aktuell“, später, ab 2002 dann in WIR „umgetauft“. „Anfangs haben Martina, Bernd und ich die Zeitungen noch ganz alleine ausgetragen“, erinnert sich das Vereinsmitglied. 

„Neben meinen Gruppen habe ich auch verschiedene Übungsleiterinnen vertreten. Unvergesslich ist die Jungengruppe von Erika und Anneliese. „Allerdings hatte ich Schwierigkeiten, den Jungs Hilfestellung zu geben.  Ich bin ja nicht gerade groß. Aber du glaubst nicht, was das für eine respektvolle, höfliche Gruppe war“. Große Hilfe bei ihren Kindergruppen waren Marion und Martina. Später kam Eleonore dazu. Weil die Töchter bald eigene Gruppen leiteten, Tanzmäuse, Turngruppe ab acht Jahre, später dann noch die Waschbären (ab 16 Jahre), hatte Uschi auch hier immer wieder mitgeholfen. Und war mit Rat und vor allem Tat dabei, wenn die Tanzgruppen im ganzen Landkreis und in Hannover ihr tänzerisches Können vorführten. Auch zu den Bällen des Vereins oder zu den Faschingsfesten, die die TSG Nordholz früher veranstalteten, begeisterten die Tanzmäuse und Waschbären die Anwesenden. Nach dem Tod von Bernd, übernahmen Uschi und Martina auch noch bis Ende 2014 die Redaktionsarbeiten für die WIR. 

Dass Uschi im Laufe der vielen Vereinsjahre auch zahlreiche, darunter hohe Auszeichnungen und Ehrennadeln vom Niedersächsischen Turnerbund, Landes- und Kreissportbund bekam, versteht sich von selbst. Immer wieder verlängerte sie ihr Lizenz C und machte dann noch die Lizenz C für Turnen der Älteren. Das ist die Gruppe, die sie noch heute, trotz eigener gesundheitlicher Probleme, führt. Zehn bis fünfzehn Damen im Alter von 67 bis 82 Jahren kommen zur Gymnastik. „Vorbeugung gegen Zipperlein“, antwortet Uschi keck auf meine Frage, welche Übungen sie anbietet. „Wir drehen und wenden uns, gucken nach hinten (im Alter nicht unbedingt einfach), machen alles, was dem älteren Menschen an Bewegung guttut. Und ich kümmere mich auch „um die Seele“, wir gehen mal frühstücken oder Eis essen und sorgen so dafür, dass auch der Mund in Bewegung bleibt. Wir teilen Lachen, aber auch Tränen“. Sie findet, dass sie eine tolle Gruppe hat und hofft, dass sie noch eine Weile weitermachen kann. „Und dass Marion die Gruppe einmal übernimmt“. Auch zum Abschluss das spitzbübische Lächeln

Text und Foto: Elfie Seligmann-Krause