Marlies Töllner

Wenn man es genau nimmt, ist es Ralf Töllner zu verdanken, dass die TSG Nordholz vor 50 Jahren ein neues Mitglied bekam. Damals ließ sich aber noch nicht erkennen, dass mit dem 15jährigen Mädchen Marlies - außer einer bis heute aktiven Sportlerin - ab 1984 auch eine sehr tatkräftige Abteilungsleiterin Turnen gewonnen wurde. Doch eins nach dem anderen – was bei all den Erinnerungen von Marlies Töllner nicht einfach ist.

Das junge Mädchen, geboren und aufgewachsen in Spieka, fuhr mit dem Zug zur Realschule nach Dorum. Aus Nordholz kommend, saß bereits eine Clique Jungen im Abteil, zwischen ihnen besagter Ralf. Marlies, man sollte meinen, mit 15 Jahren noch zu jung für „die Liebe“ (man bedenke die Zeit - 1970!) war sozusagen sofort „Feuer und Flamme“ für den gut aussehenden jungen Mann, der seinerseits Interesse an seiner jungen Verehrerin zeigte. Da Ralf in der TSG Nordholz sportlich engagiert war, trat Fräulein Marlies Rettig einfach der Turn- und Tanzgruppe von Abteilungsleiterin Ellen Brüggebors bei. „Ich konnte ja nicht nur so nach Nordholz fahren um Ralf zu sehen“, schmunzelte Marlies, „also ließ ich mir etwas einfallen und es gefiel mir dann sehr gut bei Ellen. Damals übrigens noch auf dem Saal bei Frey“. 

Selbst während ihrer Lehre zur Industriekauffrau bei Lohmann, wo sie durch alle Produktionsstäten ging, blieb sie Ellen (und natürlich auch Ralf) treu. Als sie 1973 die Lehre erfolgreich beendete, gab es auch sportlich gesehen einen „Neuanfang“. Die Turnabteilung von Ellen zog in die Schulsporthalle um. 

Während der Jahre vertiefte sich die Beziehung von Marlies und Ralf. Als endlich die Hochzeitsglocken läuteten, gab es zum Polterabend eine fröhliche Einlage der Turn- und Tanzgruppe. Horst Brüggebors brachte sogar einen selbstgebastelten Storch in Stellung. Allerdings ließ sich Adebar viel Zeit und setzte erst elf Jahre später (Sohn Marco) und noch einmal drei Jahre später (Tochter Marei) bei Töllners zur Landung an. 

Noch vor der Hochzeit übernahm Marlies bei der TSG Nordholz die Vertretung von Ellen, war die 2. Kraft. Als sich einige Zeit darauf die Gruppe aufteilte, blieben die jungen Mädchen bei Marlies, Ellen turnte weiter mit den Frauen. Trotz der anspruchsvollen Arbeit als Abteilungssekretärin bei Lohmann, wuchs Marlies Interesse an der Jugendarbeit bei der TSG Nordholz. So erwarb sie, nun bereits junge Ehefrau, die Übungsleiterlizenz C. „Die Ausbildung beinhaltete Grundlagenwissen, z. B. wie führe ich eine Gruppe, wie baue ich Leistung auf, welche Übungen im Geräteturnen kann ich welchem Alter vermitteln“, erklärte Marlies. Natürlich wurde die Lizenz bis heute alle 4 Jahre verlängert, indem sie Fort- und Weiterbildungen besuchte, was Voraussetzung für eine Verlängerung ist. 

Als Ellen die Abteilungsleitung abgab, übernahm Marlies das Ehrenamt gemeinsam mit Vereinskollegin Ursula Schmidt. „Eine interessante Aufgabe. Bis heute bin ich das Sprachrohr zwischen den zahlreichen Turngruppen und dem Vorstand. Als Ursula später die Mitarbeit abgab, übernahm ich auch die Abrechnungen aller Kosten und Etatverwaltung der Abteilung“. Überzeugend fuhr Marlies fort: „Die Arbeit macht mir heute, nach 36 Jahren, noch Spaß. Vor allem, weil die Zusammenarbeit überwiegend harmonisch ist. Und man fühlt sich gut, wenn Probleme für beide Seiten zufriedenstellend gelöst werden können“. Damit die Vereinsmitglieder, in diesem Fall die Turnerinnen, auch Spaß an der Bewegung haben, sorgt Marlies in Absprache mit den Übungsleiterinnen dafür, das neue, sinnvolle Turn- und Handgeräte angeschafft werden. Außerdem koordiniert sie die Lehrgänge der Übungsleiterinnen mit dem Kreissportbund oder dem Niedersächsischen Turnerbund. 

Mit ihrer jugendlichen Turn- und Tanzgruppe unternahm Marlies viele Reisen in zahlreiche Großstädte. Damit sie die Gruppe zu den Wettkämpfen, Kreissportfesten, Landesturn- und sogar Deutschen Turnfesten begleiten konnte, absolvierte sie die Jugendleiterausbildung. „Es war eine fröhliche Zeit. Alleine schon die Unterkunft in den Schulen; wir lernten viele Menschen aus ganz Deutschland kennen, schliefen auf Luftmatratzen. Die Freude, die meine Mädchen am Wettkampf zeigten, ihr Interesse an den verschiedenen Orten, das entschädigte mich für die aufwendige Vorarbeit. Welche Wettkämpfe wir besuchen wollten, wie die Freizeit gestaltet werden kann, das waren nur zwei Aspekte einer langen Liste von Überlegungen“. Ab ca.1990 reiste Marlies dann nur noch mit erwachsenen Mitgliedern der Turnabteilung zu Turnfesten. „Das war natürlich für mich persönlich viel entspannter, ich hatte keine Verantwortung für Jugendliche zu tragen, sondern war lediglich Organisatorin der Fahrt und einfach Mitturnerin“.

Um ihre Mädchen, bzw. die gesamten Übungsgruppen der Turnabteilung, auch der hiesigen Öffentlichkeit präsentieren zu können, organisierte die Übungsleiterin Turnschauen in Nordholz. Mit so viel Erfolg, dass andere Abteilungen auch zeigen wollten, was sie konnten und die Turnschau einige Jahre später in Sportschau umbenannt wurde. Zuvor aber erhielt Marlies den „Ehrenbrief der Gemeinde“ für ihre ehrenamtliche Arbeit. Übrigens war die Abteilungsleiterin auch Mitorganisatorin der Sportschau anlässlich des 100jährigen Jubiläums der TSG Nordholz. 

Die Interessen der jungen Mädchen verschoben sich, nach und nach löste sich die Gruppe von Marlies auf. Kein Grund für die damals Siebenunddreißigjährige, sich auf die „faule Haut“ zu legen. Unterstützt von anderen Übungsleiterinnen, übernahm sie das Kinderturnen für 6 bis 8jährige. Natürlich legte sie dafür noch die Prüfung zur Fachübungsleiterin für Geräteturnen mit Kindern ab. Selbst mit den Lütten machte sich Marlies auf zu Kreiskinderturn- und Kreissportfesten.  „Kinderturnen bot ich bis 2019 an, dann wurde mir der Aufbau der Geräte langsam zu schwer und ich war auch der Meinung, das jüngere Menschen für diese ehrenamtliche Arbeit gewonnen werden sollten. Zwei Mütter aus der Gruppe zeigten großes Interesse, sodass sie jetzt mit viel Engagement die Arbeit weiterführen“.  

Vielfache Ehrungen für ihre intensive und ehrenamtliche Arbeit waren eine Bestätigung ihres Engagements. Was die Ehrungen durch den Verein betrifft, so hat Marlies jede nur mögliche Ehrung erhalten und gilt als „ausgeehrt“. Auf Kreisebene erhielt sie die silberne und goldene Ehrennadel. Der Niedersächsische Turner-Bund und der Kreissportbund ehrten sie für „langjährige ehrenamtliche Tätigkeit für den Verein“ und der Deutsche Turnerbund zeigte seine Anerkennung durch die Verleihung der Bronzenen Ehrennadel.

Jetzt genießt Marlies – abgesehen von der Arbeit als Abteilungsleiterin Turnen – Sport in der Gruppe FIT GYM, beim Nordic Walking und alljährlichen Sportabzeichen in der TSG, . Allerdings kämpft sie sich noch bei Aqua Jogging und Aqua Cycling durchs Wasser. Ihren Pudel Iven scheucht sie über das Agility-Feld. Lediglich Enkel Mattis (1,5 Jahre) wird von Omas sportlichen Aktivitäten noch verschont. Und mit Ehemann Ralf betreibt sie bei Karten- und Brettspielen „Gehirnjogging“.   

(Text und Foto: Elfie Seligmann-Krause)