Dominik Saathoff

Schmunzeln musste er ja doch, als ich ihn nach seiner Ausbildung fragte. Dominik Saathoff ahnte schon, dass ich ein erstauntes Gesicht machen würde. Und zugegeben, besonders intelligent reagierte ich nicht, als der Fünfundreißigjährige erklärte, er sei Diplom-Finanzwirt und arbeite beim Finanzamt. Immerhin ist es dieser Tatsache zu  verdanken, dass die TSG-Nordholz jetzt einen engagierten Leichtathletik-Trainer hat, denn sein Beruf führte ihn nach Cuxhaven, seine „Berufung“ nach Nordholz.

 

Doch der Reihe nach. Der gebürtige Oldenburger hat schon als Kind die Disziplinen der Leichtathletik: Laufen, Springen, Werfen, ausgiebig geübt und spezialisierte sich als Jugendlicher auf Kugelstoßen, Diskus und Speerwurf. Er war so erfolgreich, dass er an den Niedersachsenmeisterschaften im Kugelstoßen teilnahm.

 

Wie bei den meisten Jugendlichen, rangierte auch bei Dominik die Berufsausbildung vor dem Sport. Da er aber ein Sportler mit Leib und Seele ist, dauerte die Abstinenz nur so lange wie nötig. Erst kam die berufliche Versetzung nach Cuxhaven, dann der Wunsch nach „körperlicher Aktion“. Da er keine Leichtathletik-Gruppe fand, die ihm zusagte, entschied er sich für Fußball bei der TSG-Nordholz. Drei Mal in der Woche zum Training oder Spiel, dann kann man besser gleich in Nordholz bauen. Das fand auch Ehefrau Sonja. Als einige Verletzungen durch das intensive Fußballspielen Dominik vom Platz auf die Trainerbank „verbannte“ und weitere Verletzungen das Spielen immer schmerzhafter machten, erinnerte sich der Neubürger wieder an die Leichtathletik. Über das Angebot, das er 2012 bei der TSG Nordholz vorfand, war er doch ziemlich enttäuscht. Lediglich drei Jugendliche bildeten mit ihm eine Gruppe, einen Trainer gab es nicht. Zwar konnte Saathoff seine Kenntnisse an die drei weitergeben, doch die Situation – kein ausgebildeter Trainer –  war unbefriedigend. Was also lag näher, als dass Dominik selbst eine Trainerausbildung machte. Er absolvierte – natürlich erfolgreich - zwei Lehrgangsabschnitte á 4 Tage in Westerstede und einen Abschlusslehrgang über eine Woche auf der Sporthochschule in Hannover . Gefragt, ob man denn nun in jeder Disziplin ein Könner sein muss, lächelte der jetzige Trainer: „Ich muss nicht alles, was die Leichtathletik betrifft, unbedingt selber können, aber auf jeden Fall kenne ich die markanten Punkte des Ablaufs jeder einzelnen Disziplin und kann sie erklären“. Dominik gab mir gleich ein Beispiel und demonstrierte in vollendeter Körperbeherrschung, wie ein Kugelstoßer mit welcher Bein- und Armhaltung vor dem Abstoß zu stehen hat.

 

Während des Trainings auf dem Willi-Wicke-Platz begeisterte Dominik mit Übungen, die er vom Lehrgang mitbrachte. „Weitsprung über eine Kastentreppe - das muss man erlebt haben“, so der Leichtathlet, „macht irre Spaß und fördert das Fluggefühl“. Gleichzeitig befanden sich andere Kinder und Jugendliche auf dem Platz, die das Sportabzeichen ablegen wollten. Sie sahen, mit welcher Freude Dominik seine kleine Gruppe trainierte. Interessiert fragten sie, ob sie mitmachen dürften. Na klar. Oder Siggi Weniger, Leiter der Sportabzeichen-Abteilung, schickte Neugierige zu Dominik. So wurden es nach und nach immer mehr, die regelmäßig zum Training auf den Vereinsplatz kamen. Waren es 2014 immerhin schon 8 Kinder und Jugendliche,  zählten 2015 bereits 13 Mitglieder (zwischen 8 und 17 Jahren) und inzwischen bis zu 21 zu seiner Gruppe.  Die jungen Athleten hatten nicht nur Spaß am Üben, sondern - dank ihrer Erfolge bei Wettkämpfen -  auch „Blut geleckt“. Immer öfter wollen sie jetzt ihr Können unter Beweis stellen. Das bedeutet für alle ein verstärktes Training. Im Sommer kommt zum Dienstag der Donnerstag, im Winter  wird„abgespeckt“ trainiert, da laufen, springen und werfen die Athleten nur ungefähr 1,5 Stunden pro Woche.

 

Die „Winter-Erholung“ hat Dominik auch verdient, denn der Sommer schlaucht ganz schön. Abgesehen vom Training, nimmt die Betreuung auf Wettkämpfen viel Zeit in Anspruch. Dazu gehört zum Beispiel die Anmeldung der Teilnehmer, vor Ort das Startgeld bezahlen, die Startnummern verteilen, dafür zu sorgen, dass die Kinder/Jugendlichen zur rechten Zeit am rechten Ort sind. Sich um  Transportmittel kümmern, eventuell Elternfahrzeuge per Whats App erbitten und, am schwierigsten von allem, zu sehen und zu erklären, was verbessert werden kann. „Meist ist es  unmöglich zu verfolgen, wer gerade was vorführt, weil die verschiedenen Disziplinen oft gleichzeitig, aber an jeweils anderen Orten ausgetragen werden“. Ist Domink selbst einmal unschlüssig, was wie zu handhaben ist, dann ist Abteilungsleiter Wilfried Behrens sein erster Ansprechpartner, der ihm  - notwendig vor allem in der Anfangszeit  - stets hilfreich Auskunft gibt.

 

Abschließend spricht Dominik über die Freude, die er beim Trainieren seiner Gruppe empfindet, denn Leichtathletik sei ein Sport, der Ausdauer, Schnelligkeit, Kraft und Beweglichkeit trainiere. Dazu kommt Disziplin, Fairness, Konzentration sowie neben dem Erfolg auch der Misserfolg, letzteres sei eine schmerzliche Erfahrung, die aber zum Leben eines jeden, auch eines Leichtathleten, gehöre. „Mir haben all diese Werte in meinem bisherigen Leben sehr geholfen“.

Elfie